Holocaustüberlebende Prof. Janine Marx-Moyse zu Gast an der GHS
Am 27. Januar 2025 jährt sich der Tag der Befreiung des KZ Auschwitz zum 80. Mal. Seit geraumer Zeit wird am 27. Januar den Opfern des Nationalsozialismus gedacht. Dies gibt den Anlass, auf einen besonderen Moment in unserem Schuljahr zurückzuschauen. Zu Beginn des Schuljahres fand an der GHS ein Zeitzeuginnengespräch mit der Holocaustüberlebenden Prof. Janine Marx-Moyse statt. Ein Bericht aus der AG „Schule ohne Rassismus“ fasst die Eindrücke wie folgt zusammen:
Im September dieses Jahres hatte unsere Schule die Ehre, die Holocaust-Überlebende Prof. Janine Marx-Moyse in unserer Aula willkommen zu heißen. Durch einen Kontakt des Fachbereichs Französisch zur Französischen Botschaft sind wir zu diesem Privileg gekommen. Schnell war klar, dass wir dieses unbedingt nutzen möchten und ein Gespräch vorbereiten werden. Bezogen auf das voranschreitende Alter der noch lebenden Zeitzeug*innen war uns allen bewusst, dass diese eine der letzten Möglichkeiten zu so einem persönlichen Erfahrungsbericht darstellen wird.
Nach der Zusage ging alles total schnell: Herr Dr. Weber und Herr Laiß organisierten alles Interne und die Kommunikation mit der Französischen Botschaft, während die AG „Schule ohne Rassismus“ (SoR-AG) einige Fragen vorbereitete, die die Schüler*innen brennend interessiert hatten. Und dann war es so weit: Als Schüler*innen der 11. Klasse sowie der SoR-AG betraten wir mit etwas aufgeregtem Herzen die Aula, in der schon Frau Prof. Dr. Janine Marx-Moyse, ihr Enkel und Vertreter*innen der Französischen Botschaft saßen. Durch ihre herzliche Art kreierten Frau Marx-Moyse und ihr Enkel eine angenehme Atmosphäre, in der die Aufregung schnell verschwand und im Gegenzug unser Interesse Platz hatte, sich zu entfalten.
Nach einer offiziellen Begrüßung und einer musikalischen Darbietung zweier Mitschülerinnen starteten wir mit den ersten Fragen unseres Katalogs, die sich um ihre Kindheit und den grausamen Lageralltag drehten. Beim Stellen dieser Fragen hatten wir ein bisschen Angst, den falschen Ton zu treffen, weil das Thema durchaus sensibel ist. Die Angst wurde uns aber schnell genommen, da sie betonte, dass es keine schlechten Fragen gebe. Da Prof. Marx-Moyse im frühen Kindesalter deportiert wurde, konnte sie nur bruchstückhaft von Erinnerungen an ihre frühe Kindheit und die Ankunft im Konzentrationslager Bergen-Belsen berichten. Die schrecklichen Eindrücke von Leid, Krankheit und Tod prägten sich jedoch sehr ein und bildeten für sie als Kind eine perfide Art der „Normalität“. Hierbei gab es auch einige Fragen aus dem Publikum, die Frau Marx-Moyse sehr persönlich beantwortete, indem sie zu den entsprechenden Schüler*innen hinging und auf die Frage dort einging. So wurde das Gespräch sehr zugewandt und vertraut.
Im zweiten Teil des Gesprächs ging es dann um ihre Karriere nach dem Zweiten Weltkrieg. Nach ihrer Rückkehr nach Frankreich studierte Prof. Marx-Moyse Germanistik und forschte in diesem Rahmen auch zum Antisemitismus. Für uns war sehr erstaunlich, dass sie ihre berufliche Leidenschaft für die deutsche Sprache und Kultur klar von den Erfahrungen im Konzentrationslager und von den Gräueltaten, die ihnen die Nazis antaten, trennen konnte. Gegen Ende kamen wir noch auf die aktuelle politische Lage und auch auf die Geschehnisse in Nahost zu sprechen. Sowohl sie als auch ihr Enkel Samuel äußerten ihre Sorge vor einem erstarkenden Antisemitismus. Samuel, der an der Freien Universität Berlin Politikwissenschaften studiert hatte, ordnete die Lage unserer Meinung nach sehr gut und diplomatisch ein, indem er von Erfahrungen mit Verwandten und Freund*innen berichtete und auf die zivilen Opfer beider Seiten mit Erschrecken hinwies.
Alles in allem sind wir ausgesprochen dankbar für die Erfahrung, einmal persönlich mit einer Zeitzeugin des schrecklichen Holocausts sprechen zu dürfen, was uns noch einmal greifbarer macht und eindrücklich zeigt, dass so etwas nie wieder passieren darf. Wir bedanken uns für dieses herzliche Gespräch bei Frau Marx-Moyse und allen, die dazu beigetragen haben, dass so eine Gelegenheit zustande kommen konnte.
Die AG „Schule ohne Rassismus“